Logo der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ)

Ankunft der Friedensradler am Brandenburger Tor

Ein Festival für die Friedensradler Paris – Berlin – Moskau

Vor dem Brandenburger Tor

Von Wolfgang Effenberger

Am 25. Juli 2009 wurde die zeitgleich mit der Tour de France gestartete Fahrradkarawane der Friedensradler in Berlin erwartet. Zum vierten Mal hatten sich am 4. Juli in Paris rund 100 Aktive beiderlei Geschlechts zwischen 11 und 68 Jahren aus 15 Nationen auf die 4.444 Kilometer lange Tour gemacht, die über Berlin nach Moskau führt. In Berlin wurden die Radler mit einem eindrucksvollen Friedensfestival begrüßt.

Während auf der Friedensfahrt Europa aus einer naturverbundenen Perspektive erlebt wird, kommen sich gleichzeitig Menschen unterschiedlicher Kulturen näher und überwinden Grenzen – nicht zuletzt auch die eigenen. Unter dem Motto »Bike for Peace and New Energies« strampeln sie für den Frieden und treten für den Umweltschutz in die Pedale.

Denn beides steht in engem Zusammenhang. Dass dieses Anliegen in der Öffentlichkeit eine breite Resonanz findet, zeigte auch die prominente Unterstützung der diesjährigen Radrundfahrt. So werben unter anderem Franz Alt, der norwegische Friedensforscher Johann Galtung, der 1987 den alternativen Nobelpreis erhielt, sowie der große alte Mann der bundesdeutschen Friedensbewegung Horst-Eberhard Richter für diese Tour.


Denkmal in Moskau: Überlebensgroße Figuren verkörpern die Soldaten der Antihitlerkoalition, die vier Radler unter den Figuren scheinen dagegen klein.

Die 44jährige Ina Edelkraut wurde Initiatorin des Friedensfestivals in Berlin. Die Idee dazu kam ihr im letzten Jahr als Teilnehmerin der Radtour 2008. Im Bündnis mit »Unite the Nation« – ein Netzwerk aus Friedens- und sozialen Bewegungen, kirchlichen, karitativen und humanistischen Gruppen sowie Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen – sollte nun auch zur Ankunft der Karawane in Berlin ein Friedensfestival am Brandenburger Tor stattfinden. »In vielen osteuropäischen Städten wurden die Fahrer im letzten Jahr herzlich empfangen«, erzählt die Initiatorin.

Kräfte bündeln

Das Festival solle Lebensfreude widerspiegeln, aber auch zum Nachdenken anregen, Menschen aufrütteln und Anstöße für eine Bewusstseinsänderung in unserer Gesellschaft geben, so Ina Edelkraut. Den 20 Millionen gemeinnützig, sozial, humanistisch, karitativ ehrenamtlich Arbeitenden solle eine Plattform gegeben werden, damit sich die einzelnen Vereine und Initiativen besser vernetzen und ihre Kräfte bündeln können.

Um 9 Uhr begann die Großdemonstration der Initiative »Unite the Nation« für den Frieden. Mit mehr als 50 Informationsständen erwarteten sogar alle im Bundestag vertretenen Parteien – außer der FDP – sowie Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich Frieden und Umwelt Besucher und Radler. Eingestimmt wurden die Gäste durch Pfarrer Frank Williams jr., der mit einem Gospelchor an den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King und dessen Friedensmarsch nach Washington, an dem sich im August 1963 eine Viertelmillion Menschen beteiligten, erinnerte. Martin Luther King, der seine Ziele gewaltlos erreichen wollte, berief sich zeitlebens auf Mahatma Gandhi. Dessen Konterfei schmückte die Bühne des Festivals am Brandenburger Tor.

Musik und politische Informationen

Es folgte »Fair Teilen statt Sozial Spalten« aus dem ökumenischen Netzwerk zum Kirchentag 2010. Gegen Mittag wurden die Friedensradler vom Sadako Chor Berlin begrüßt. Willkommensgrüße sprachen u.a. Dr. Alzhanov von der Botschaft Kasachstan sowie Prof. Sotobayashi aus Hiroshima. Danach wechselten sich Musikeinlagen und politische Hintergrundinformationen ab.

Nachdem Katharina Franck ihre Rockballade gegen die Armut gesungen hatte, berichtete Oberstleutnant Jürgen Rose vom Darmstädter Signal aus eigener Erfahrung über den Einsatz in Afghanistan. Anschließend erhob der mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnete israelische Friedensaktivist Reuven Moskovitz seine Stimme für den Frieden. Nach dem Auftritt der Politrocker Jarrah hielt ich meine Rede »Quo vadis Deutschland – Neue Kriege um Rohstoffe«. Anschließend entwarf Dr. Hermann Scheer Visionen zur Energierevolution.

Um 19 Uhr hatten Berliner Journalisten und der DJV Berlin zur Podiumsdiskussion »Visionen, Konzepte, Zukunftspolitik« geladen. Dr. Peter Pistorius, Vorsitzender des Deutschen Journalisten Verbandes Berlin, moderierte die Runde. Auf dem Podium: Heike Isenschmid (Finanzreformerin, ehemals UBS Bank); Reiner Braun (Völkerrechtler – IALANA); Dr. Herrmann Scheer (MdB, Dokumentarfilm: Let's make Money), Lasha Tughushi (Chefredakteur Resonanz, Georgien); Prof. Dr. Klaus Buchner; Hans Christian Ströbele (MdB).

Fotos: Wolfgang Effenberger,
Norbert Schwab, Bike for Peace


Wer liest hier gerade?

Aktuell sind 81 Gäste und keine Mitglieder online

Redaktion

 
 

Cookies