Geseke bei Paderborn

Die Europäische Friedensfahrt Paris – Moskau - etwa 3 400 Kilometer lang – ist vom 14. Juli bis 1. September 2006 unterwegs. Ihr Motto: Für ein Europa des Friedens und der Abrüstung! Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Atomwaffen abschaffen!

Eine 150-köpfige bunt gemischte Gruppe von Radfahrerinnen und Radfahrern verschiedener Altersstufen aus Frankreich, Belgien, Deutschland, Belarus und Russland treffen an einem heißen Sommertag, dem 26. Juli, von Hamm kommend, in Geseke bei Paderborn ein. Sie führen Friedensfahnen mit sich. Bei ihrer Ankunft werden sie von Tobias Pflüger, Mitglied des Europäischen Parlaments, und einer der Schirmherren von Bike for Peace, von der Konferenz der War Resisters International, von Vertretern der Deutsch-Russischen Gesellschaft Rhein/Ruhr, des Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock und der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft begrüßt. Bei dieser Begegnung wurde ihnen Erde vom Sowjetischen Ehrenfriedhof Stukenbrock für Antikriegsgedenkstätten in Belarus und Russland übergeben.

Unsere Autorin Walborg Schröder neben der Schülerin Lena Schumann von der 863. Moskauer Schule in Stukenbrock auf der Mahn- und Gedenkveranstaltung

Auf einer Wiese vor der Turnhalle in Geseke herrscht geschäftiges Treiben. Zelte werden aufgebaut, in den Duschen ist Hochbetrieb, das Abendessen wird vorbereitet. Ich mische mich unter die Teilnehmer der Tour. Eine junge Frau aus Orscha in Belarus, Galina Matjuschenka, Abgeordnete des Stadtparlaments von Orscha und Leiterin der belorussischen Gruppe ist meine erste Gesprächspartnerin. Sie ist mit ihren elfjährigen Sohn Sascha, dem jüngsten Teilnehmer der Friedensradfahrt, unterwegs. Als ich sie fragte, wie viele Sportler aus Belarus teilnehmen, antwortete sie, im Moment sind wir zehn, und zwar fünf Kinder und Jugendliche - Sascha 11, Roma 13, Anton 15, Oxana 13 und Natascha 17 Jahre alt - und fünf Erwachsene. Auf den Etappen in meiner Heimat werden wir die Stafette an viele Menschen weitergeben. Eigentlich verstehe ich mich bei diesem Fahrradmarathon nicht nur als Sportlerin, sondern vielmehr als Kämpferin an der Friedensfront. Galina dankt allen deutschen Sponsoren, die die Teilnahme der belorussischen Gruppe mit ermöglichten. Die 17-jährige hübsche Gymnasiastin Natascha aus Baran findet die Friedensfahrt toll, weil man so viele Menschen aus anderen Ländern kennen lernen, Freundschaften schließen und was für den Frieden tun kann. Die Deutschen findet sie sehr aufgeschlossen und freundlich. Der Deutschlehrer Dmitri Belenkow will bei der Tour auch seine Sprachkenntnisse bereichern. Er ist als hilfreicher Dolmetscher sehr gefragt. Valentin Boldenko, der viel beschäftigte Koordinator der Friedensradfahrt für Belarus und Russland, empfindet sie als ein gutes Beispiel praktizierter Volksdiplomatie für Frieden und Völkerverständigung.

Ich frage mich zu den russischen Teilnehmern durch und treffe auf Igor Iwachnenko, einen 42-jährigen Zahnarzt aus Moskau. Mein Hobby ist Fahrradfahren. Das Motto der Tour „Für ein Europa des Friedens“ begeistert mich. Ich möchte einen persönlichen Beitrag zum Völkerfrieden leisten. Die vielen Kontakte der internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander bereichern mich. Übrigens, so sagt er weiter, ist Deutschland meine „kleine Heimat“. Ich habe bis zu meinem sechsten Lebensjahr in Potsdam gelebt. Igor Iwachnenko wurde ein Beutel Erde vom sowjetischen Ehrenfriedhof Stukenbrock anvertraut, die er in seiner Satteltasche bis Moskau mit sich führen wird. In Moskau wird sie der Schule 863 mit Stukenbrock-Museum übergeben.

Die deutschen Biker Jutta und Steffen aus Ludwigshafen haben sich für mehrere Teilstrecken Urlaub genommen. Sie pflegen freundschaftliche Kontakte zu den ausländischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das, sagen sie, gibt uns Energie und Kraft, deshalb brauchen wir keine Dopingmittel. Helge aus Köln und Kurt aus Eberswalde, aktive Organisatoren bei der Vorbereitung und Durchführung der Friedensradfahrt, beide Rentner, lächeln mir zu: „Wir wollen bis Moskau durchhalten und am 1. September, dem Antikriegstag, gemeinsam mit unseren russischen Freunden in Moskau ein Friedensfest feiern.“

Schließlich treffe ich auf Konni Schmidt, unverkennbar am weißen Haar und dem langen weißen Bart. Er hat dieses wagemutige Unternehmen initiiert und mit seinen nicht weniger wagemutigen Freunden organisiert. Auf die ihm oft gestellte Frage nach dem Warum, antwortet er: „65 Jahre nach dem verbrecherischen Überfall der deutschen Armeen auf die Sowjetunion braucht Europa nichts wichtiger als Abrüstung. Europa braucht Frieden und Arbeit. Die Versuche, die Probleme der Welt militärisch zu lösen, sind opferreich gescheitert. Krieg darf kein Mittel der Politik mehr sein.

Für diese Ziele fahren wir mit dem Fahrrad von Paris nach Moskau. Wir laden alle Menschen ein: Nehmen Sie teil an dieser Europäischen Friedensradfahrt: Einen Tag, eine, drei oder sechs Wochen. Ihre schönsten Ferien werden helfen, den Frieden zu retten und unsere Welt zu bewahren.“

Zahlreiche deutsche und russische Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Kultur unterstützen diese noble Friedensinitiative.

 

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