Youtube-Video, Titelbild: Friedenstaube, Logo «Stopp Ramstein», «Entrüstet Euch!», Konni Schmidt zeigt auf «Frieden ist alles».


Liebe FriedensfreundInnen,
wer nicht dabei war, kann hier das Video der Veranstaltung am 12. September 2020 in der Kaiserslauterer Apostelkirche ansehen:
https://youtu.be/s1GkpbR04yU

Ganz vielen Dank an alle Mitwirkenden und die vielen, die mir eine Mail mit Gratulation und persönlichen Worten geschickt haben.

Es hat sich Alles gelohnt und es lohnt sich weiterhin gegen Aufrüstung und Kriegsvorbereitung auf die Straße zu gehen.
Wir brauchen die 50 Mrd. (alleine in Deutschland, weltweit fast 2000 Mrd. Dollar) für den Stopp des Sozialabbaus und die Abbremsung des Klimawandels.


 Und wer meine Rede gerne lesen will, hier ist sie:

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
liebe Familie,
liebe Freundinnen und Freunde,

herzlichen Dank für die Überreichung des Roland-Vogt-Friedenspreises. Ich habe mich sehr gefreut, als man mir diesen Vorschlag machte.
Roland Vogt war für mich ein Freund und Orientierungspunkt in der Gründungsphase der Initiative Stopp Air Base Ramstein. So manchen Schoppen Dornfelder haben wir im St. Martin zusammen getrunken und uns über die Welt gewundert.

Bestimmt war es auch dieser Preis und die damit verbundene Anerkennung, die mir über eine sehr schwierige Phase meines Lebens hinweggeholfen hat.
Die vielen Mails, Briefe, Telefonate usw haben mir jedenfalls sehr viel Kraft gegeben, die lange Kette von Operationen, Therapien zu überstehen.
Danke dafur!

«Ich weiß nicht, ob meine Teilnahme an so vielen Versammlungen, Demonstrationen und Kundgebungen für uns einen Unterschied gemacht hat, aber sie hat eines bewirkt: Das Zusammentreffen mit wunderbaren Menschen, die mich oft mein ganzes Leben begleitet haben» (Pete Seeger)

Ja, das sehe ich heute genau so.

Ich bin nicht weit von hier geboren, in Miesenbach, heute Ortsteil von Ramstein-Miesenbach, keine 2 km entfernt von der Rollbahn der größten Militäranlage der Welt außerhalb der USA, der US Air Base Ramstein, die Ramsteiner sagen noch heute etwas sehr verniedlichend: «Der Flugplatz».

Es gibt ein Buch, vor ca. 100 Jahren geschrieben, «Die Pälzisch Weltgeschicht», das beginnt so:
«Ich han emol e Buch geläs,
des war e kollosaler Kees.
des hieß ‹de bello gallico›
un dodrin schreibt de Caesar jo,
er hätt des pälzisch Heer bezwung
un wär dann bei uns ingedrung.»

Im folgenden beschreibt Paul Münch, dass die Weltachs in Waldleinigen steht. Dort müssen die Pälzer die Weltachs «schmeere» (also: ölen) damit die Welt sich weiter dreht und nicht stehenbleibt. Und natürlich war das Paradies hier, im Pfälzerwald, heute «Biosphärenreservat Pfälzer Wald/Nordvogesen».

Ja, da hat er Recht! Das war ein Paradies!

Warum, warum macht ihr mein Paradies kaputt? Warum verteilt ihr jedes Jahr hunderte Tonnen hochgiftigen Treibstoff über unseren Köpfen? Wenn es ja noch Kerosin wäre, das ist auch nicht ungefährlich.
Aber es ist «JP8», hochgiftiger NATO-Treibstoff. Wer einmal einen Tankwart gesehen hat, im Ganzkörper-Gummianzug mit Sauerstoff-Beatmung, der glaubt nicht mehr an die Beruhigungserklärungen der Medien.
Ich kann ja nicht beweisen, woher meine 3 Tumore kamen, aber ganz so weit hergeholt ist der Zusammenhang wohl nicht. Jedenfalls ist die Krebsrate in unserer Region deutlich erhöht.

Und der LÄRM!!

Gebt mir mein Paradies zurück!

Die SAGA, die Studentische Arbeitsgemeinschaft Astronomie, fordert das «Sternenparadies Pfälzer Wald».
Aber da gibt es ein Hindernis: Die Tag- und Nachtbeleuchtung der Air Base. Kostet ja nix! Den Strom bezahlt der Konni Schmidt mit seiner Stromrechnung.

Weiß jemand von euch noch, was Glühwürmchen sind?
Wann hab ich zum letzten Mal welche gesehen?
Sterben die aus? Ja! Warum? Weil die Glühwürmchen sich zur Paarung finden durch ihr Licht.
Dieses winzige Licht wird aber durch die Lichtverschmutzung der Air Base völlig überstrahlt.
Die Air Base ist der größte Lichtverschmutzer des gesamten Südens unserer Republik.

Gebt uns unsere Nacht zurück!
Gebt uns unsere Sterne zurück!
Gebt uns unsere Glühwürmchen zurück!

In meinen Kindertagen bin ich mit meinem Opa viel durch den Pfälzer Wald gewandert. Ich hatte chronische Bronchitis. Meine Mutter sagte immer: Geh mit ihm in den Pfälzer Wald!
An der Waschmühle stand ein Brückenpfeiler der (noch unfertigen) Autobahn (heute A6.)

«Opa was ist hinter dieser Tür?»
«Das, das ist eine Sprengkammer
«Was ist eine Sprengkammer?»
«Da macht man Pulver rein und sprengt die Brücke in die Luft»
«Warum bauen wir eine Sprengkammer in unsere Brücke, damit die Feinde unsere Brücke sprengen könnnen?»
«Nicht die Feinde, wir sprengen die Brücke»

Ich habe es nicht verstanden. Ich verstehe es auch heute nicht. Ich will es nicht verstehen.
Warum bereiten wir selbst die Zerstörung unserer Brücken, Gebäude, unserer ganzen Region, unseres Paradieses vor?

Und: was für eine Katastrophe wird es werden, wenn die Zerstörung, die wir jetzt gerade vorbereiten, in die Tat umgesetzt wird?

Eine einzige Atombombe, wie sie in Büchel lagern, hat die 20-fache Sprengkraft einer Hiroshima-Bombe.
Eine halbe Stunde nach dem Beginn eines großen Krieges in Europa wird von uns hier niemand mehr leben!
Das ist das, was wir gerade vorbereiten! Mit der Erhöhung der Rüstungsausgaben auf 50 Mrd. €, bald sollen es dann 70 Mrd. werden, soll sich die BRD an den Kriegsvorbereitungen beteiligen?
Wofür? Gegen welchen Feind?

Im Nachlass meiner Mutter habe ich ihr Lesebuch für die 2. Volksschulklasse gefunden.
Dort wird 7-8-Jährigen ausführlich erklärt, warum Frankreich unser «Erbfeind» ist.

Heute ist Frankreich ein befreundetes Land. Also:
Gegen wen rüsten wir?

Ein Blick in die Zeitungen oder die Nachrichten genügt: Russland ist der neue Erbfeind!
Die deutschen Armeen haben vor 75 Jahren einen Krieg verloren, in dessen Verlauf sie 27 Millionen Menschen in der Sowjetunion ermordet haben.

Wer muss sich vor wem fürchten?

Bike for Peace and New Energies ist 5 mal von Paris nach Moskau mit dem Fahrrad gefahren, um gegen diesen Wahnsinn zu demonstrieren.


«Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Auf­bau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, ein Bruchteil des Geldes wäre ausreichend, um den Men­schen aller Länder zu einem menschenwür­digen Leben zu ver­helfen und die Kata­strophe der Arbeitslosigkeit zu ver­hin­dern.»
(Albert Einstein, 1932)

Die französische Friedensbewegung hat vor 15 Jahren eine Grafik herausgegeben: Vergleich der weltweiten Rüstungsausgaben mit den notwendigen Sozialausgaben: Armut, Hunger, Krankheiten, Wohnungsnot, verseuchtes Wasser, Bildungsnotstand usw. Die UNO hat in den 90er Jahren die Beseitigung dieser schreienden Ungerechtigkeit als Milleniumsziele formuliert.
All das könnten wir mit einem Sechstel der Rüstungsausgaben lösen. Ja sind wir denn wahnsinnig? Warum tun wir das nicht?
Was soll denn mit einer Waffe, gar einer Massenvernichtungswaffe gelöst werden?

Die Antwort kann nur lauten: Wir brauchen wieder eine starke Friedensbewegung, kein anderer trägt zur Lösung des Problems bei.

Wir sind mit Bike for Peace 5-mal von Paris nach Moskau geradelt. Jedes Jahr demonstrieren wir mit 5000 Menschen vor dem Maingate der Air Base Ramstein gegen Drohnen, gegen Hochrüstung und Krieg.
In den 80er Jahren erklärte der damalige Innenminister «Die Friedensbewegung hat uns an den Rand der Unregierbarkeit gebracht!»
Gut so! Dort müssen wir wieder hinkommen: Dass eine Kriegsvorbereitungspolitik nicht nur unpopulär, sondern undurchführbar wird.

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!
Ich habe die Generation meiner Eltern mehr als einmal gefragt: «Was habt ihr getan, als sie die Juden, die Roma, die russischen Kriegsgefangenen durch die Straßen getrieben haben, was habt ihr da getan?»
«Was hätten wir denn tun sollen? Wir wussten doch nichts davon und außerdem: Wir wären doch sofort an die Wand gestellt worden!»
Nun gut: Heute dürfen wir (noch) demonstrieren, uns engagieren gegen Faschismus und Krieg.
Wer es nicht tut, lässt diese Dinge geschehen, wer es weiß und nichts tut, ist Mittäter.

«Dann gibt es nur Eins: Sag Nein!» sagte Wolfgang Borchert.

Das, mindestens das, ist unsere Pflicht.
«Wir konnten ja nichts tun», das gilt nicht mehr, es war auch damals schon eine Lüge gewesen.

Wie kann man glauben, dass man uns durch einen «Raketenschutzschirm» beschützen wolle (und könne)?

Vor unseren Augen wird der nächste Krieg vorbereitet. Wir sagen: «Nein!»
Der Inhalt unserer Verfassung, des Grundgesetzes heißt in 2 Sätzen:
Nie wieder Krieg
Nie wieder Faschismus

Während der ersten Friedensradfahrt 2006 nach einer Gedenkveranstaltung in der Festung Brest direkt hinter der Grenze, kam eine Teilnehmerin auf mich zu und sagte: Konni, wir sind Pazifisten, wir fühlen uns nicht wohl vor einem Sowjetsoldaten mit Maschinenpistole abgebildet zu werden. Wir würden gerne ein Transparent in russischer Sprache malen mit der Aufschrift: «Frieden schaffen ohne Waffen».
Bist du einverstandem? Ja, natürlich war ich einverstanden. «Ich möchte vorschlagen, dass wir darüber schreiben: ‹Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus›»

«Net wojne – net faszismu – sodadim mir bez arushija»
Mit diesem Transparent fuhren wir 5 mal von Paris nach Moskau.

Es erschien im russischen Fernsehen, in den Tageszeitungen usw.

Dafür hat es sich gelohnt, sich anzustrengen, 4000 km mit dem Fahrrad zurückzulegen, zu werben, Flugblätter in 5 Sprachen zu verteilen, eine Website anzulegen – und vieles mehr.

Sag «Nein».
Reiche den Menschen in Frankreich, in Polen, in Russland die Hand.

Sie haben uns die Hand zur Versöhnung gereicht.
Ich möchte nicht in einem bis an die Zähne bewaffneten Staat leben. Von der Air Base Ramstein geht eine ungeheure Bedrohung aus.
Deshalb: Geh auf die Straße! Sag Nein!

Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Frieden schaffen ohne Waffen!
Gebt uns unser Paradies zurück!

Dafür hat sich alles gelohnt!

Und es lohnt sich weiterhin!



 

 

 

 

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