Friedenstaube mit Zweig im Schnabel.Meine Rolle bei der Schaffung einer friedlicheren Welt

Eine friedliche Welt. Das wäre eine Welt, in der kein Mensch die Persönlichkeit und die Freiheit eines anderen Menschen verletzt, durch Worte oder Taten. Das wäre eine Welt, in der kein Mensch einen anderen um seinen rechtmäßigen Besitz bringt. Und das wäre eine Welt, in der jeder Konflikt mit einem für beide Seiten zufriedenstellenden Kompromiss gelöst wird.

Eine friedliche Welt – das wäre etwas Wunderbares.
Doch das Problem: Wo hört die eigene Freiheit auf, wo beginnt die des anderen? Wem gehört unbelassene, unbewohnte Natur? Gehört das Land, in das ein Volk vor Jahrtausenden gezogen ist, auch ihm oder nicht?
Wie kann bei einem Konflikt eine Lösung gefunden werden die beide Seiten befriedigt, wenn die eine Geld im Überfluss hat und die andere am Existenzminimum lebt?


Diese Fragen können nicht mit Gerichtsbeschlüssen oder rationaler Logik erfasst werden. Hier muss ein Mensch entscheiden und nicht ein Richter. Wäre jeder Mensch mitfühlend, selbstlos und liebevoll, so könnte er diese Fragen auch dem entsprechend beurteilen.
Doch leider passen diese Attribute nicht auf alle Menschen.
Viele Menschen kennen kein Mitgefühl gegenüber Schwächeren oder Ärmere und sind nur auf den eigenen Erfolg bedacht. Es gibt sogar einige, die es gerne sehen, wenn Menschen niedriger gestellt sind als sie.
Das hat nichts mit einer angeborenen »schlechten Seele« zu tun, sondern ist viel mehr eine Frage der Erziehung. Denn wer als Kind nie Toleranz und Liebe gelernt hat, wird es auch im Alter nicht mehr lernen. Und leider gibt es auf der Welt sehr viele Menschen, die nie liebevolle Fürsorge und Einfühlsamkeit erfahren haben. Oft müssen Eltern den ganzen Tag arbeiten und die Kinder werden sich selbst überlassen. Diese jedoch bräuchten eigentlich dringend Fürsorge und Aufmerksamkeit von mindestens einer Bezugsperson, sonst entwickeln sich diese Kinder sozial nicht weiter und driften immer mehr ins soziale Abseits ab, z.B.: durch exzessives Computerspielen. In den schlimmsten Fällen leidet die Familie so große Armut, dass die Kinder arbeiten müssen oder sogar von ihren Eltern auf die Straße geschickt werden. Solchen Kindern fehlt dann zuneigungsvoller, sozialer Umgang. Das Gefühl wichtig zu sein und geliebt zu werden wird nie ausgebildet.

Ist das bei einem Menschen der Fall, so ist dieser nur bedingt fähig zu lieben, zu tolerieren und das Gefühlsleben anderer Menschen zu respektieren – ein hervorragender Nährboden für Konflikte. Der schlimmste Fall für die Sozialkompetenz eines Kindes ist also das Gefühl unwichtig zu sein.

Dort muss man also meiner Meinung nach anknüpfen, wenn man die oben erwähnten Werte Mitgefühl, Toleranz und einen liebevollen, sozialen Umgang an diese Kinder weitergeben möchte. Man muss solchen Kindern und Jugendlichen eine Anlaufstelle geben, einen Ort an dem Menschen sind, die mit ihnen sprechen, sie akzeptieren wie sie sind und die ihnen das Gefühl geben genauso wichtig zu sein wie alle anderen. Und einen Ort, an dem sie ihre Zeit sinnvoll verbringen und nicht ins soziale Abseits abrutschen (in Industrieländern z.B. mit Gewaltspielen, Fettleibigkeit durch Frustessen, in Entwicklungsländern Straßenkriminalität, Gewaltbereitschaft) abrutschen. Und mindestens genauso wichtig: Einen Ort, an dem sie sich mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten, aber auch mit Menschen, die anders sind und denken als sie, treffen und auseinandersetzen können.

Diese Idee ist auch der Grundsatz der weltweiten YMCA-Vereinigung (in Deutschland CVJM). Diese Einrichtungen, die oft mit christlichen Kirchengemeinden verbunden, aber in keiner Weise von ihnen abhängig sind, gibt es auf der ganzen Welt. In CVJM-Einrichtungen können sich Kinder- und Jugendgruppen treffen, eigene Interessengruppen bilden, zusammen spielen, Sport treiben und Feste feiern. Und was auch wichtig ist: Jeder kann sich einbringen und hat einen festen Platz in dieser Gemeinschaft. Jugendliche betreuen zum Beispiel jüngere Kinder für einige Stunden in der Woche. Sie bereiten ein Programm für diese Kinder vor und machen dann mit den Kindern Spiele, Sport, Musik oder Ausflüge.

So lernen diese Jugendlichen das Gefühl kennen, dass sie gebraucht werden, dass sie gemeinsam ein Projekt auf die Beine stellen können und dass jemand zu ihnen aufsieht und sie Vorbilder sind.
Das sind sehr wertvolle Erfahrungen, die einen Menschen prägen und ihm auch viel Freude schenken. Abstrakte Begriffe wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Vorbildfunktion werden am eigenen Leib erlebt und Sozialverhalten praktisch ausgeübt.
Ich selbst betreue eine Gruppe für sechsjährige Kinder und es macht mir wahnsinnig Spaß zu sehen, wie ein Programm, das man sich mit selbst ausgedacht und vorbereitet hat, diese Kinder zum Lachen bringt und sie gemeinsam Aufgaben lösen die ich ihnen gestellt habe.

Natürlich gibt es in dieser Gruppe immer wieder auch Konflikte. Doch lernen die Kinder Konflikte gewaltfrei und geregelt auszudiskutieren, so dass eine einvernehmliche Lösung erreicht werden kann. Und wenn diese Konflikte gemeinsam gelöst werden ist das schon wieder ein Erfolgserlebnis. Grundsätzlich wirken sich Erfolgserlebnisse in Sport- oder Rätselaufgaben immer positiv auf die Gruppe aus und stärken das Ge- meinschaftsgefühl.

Ich glaube, wenn jeder junge Mensch sich in der Jugendarbeit betätigen würde, sie es als Teilnehmer oder als Betreuer, würde die Welt friedlicher aussehen. Würde jeder Mensch auf diese weise das Gefühl kennen lernen, gebraucht und angenommen zu werden würde es auch keine Menschen geben die sozial verkümmert, verbittert und gewaltbereit wären.
Ich bin der Überzeugung, das wäre ein guter Ansatzpunkt um ein bessere, friedlichere Welt für die nächste Generation zu schaffen.

Internationaler Aufsatzwettbewerb 2010
Moritz Blum – 14 Jahre, Stuttgart



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